Herausforderungen auf dem gemeinsamen Weg

Chancen für eine ganz persönliche Gestaltung

Alles Neue, das in unser Leben tritt, verlangt nach neuen Bewältigungsstrategien. Wenn diese noch nicht zur Verfügung stehen, wir uns erst auf die Suche begeben und ausprobieren müssen, was wirklich hilfreich ist, können an Lebensübergängen krisenhafte Situationen entstehen.

Diese Krisen sind gleichzeitig Chancen, bieten sie doch die Gelegenheit, dass wir hier unser Leben auf unsere ganz eigene Weise gestalten können. Sie sind quasi Geburtssituationen, an denen Neues in unser Leben tritt, dem wir auf unsere ganz individuelle Art begegnen. So geschieht Entwicklung, so wird unser Leben zu etwas Unverwechselbaren.

Die Leitfrage in Krisensituationen ist: Was will ich wirklich?, und die Antwort gibt die Richtung für eine Lösung vor. In Partnerschaften geht es darüber hinaus darum, die eigenen Wünsche mit denen des Partners abzugleichen. Einige besonders prägende Situationen der Partnerschaft werden im Folgenden näher erläutert.

Lebensübergänge als Paar

Nur noch Mama/Papa?

„Familie werden“ ist für viele Paare die Erfüllung ihrer Beziehung und gleichzeitig eine der größten Herausforderungen für die Partnerschaft. Denn Kinder machen ihre Eltern glücklich, aber sie fordern sie auch. Ein kleines Kind braucht viel Aufmerksamkeit und Energie – da ist die Gefahr groß, dass die Partnerschaft hintangestellt wird.

Mit Zeit und Energie hauszuhalten, wird die wichtigste Herausforderung dieser Lebensphase sein. Der permanente Schlafmangel und die nicht zuverlässig planbaren Pausen zehren am Energiepotential der Partner. Am besten meistern Paare diese stressigen Situationen, wenn sie Baby und Haushalt als gemeinsame Aufgabe verstehen, der jede/r nach seinen Möglichkeiten nachkommt. Für unvermeidliche Frustrationen und Enttäuschungen müssen zusammen Lösungen gefunden werden.

Obwohl das Leben mit einem Baby schwer planbar ist, sollten sich Paare gemeinsame Zeiten und auch die Zeit für persönliche Bedürfnisse gönnen. Es tut gut, wenn jede/r den anderen durch eine klare Zuständigkeit entlastet nach dem Motto „Du hast jetzt 2 Stunden frei“. Gemeinsame Zeiten, um als Paar nicht auf der Strecke zu bleiben und auf Mama/Papa reduziert zu werden, lassen sich über einen Babysitter organisieren. Vielleicht gibt es Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis.

Mutter werden ist rein körperlich und von der Rollenverteilung her ein größerer Einschnitt als Vater werden. Noch nehmen die meisten Frauen den größten Teil der Elternzeit in Anspruch. Die Rolle als Hausfrau und Mutter einzunehmen, ist eine gewaltige Veränderung bedeutet sie doch häufig einen Karriereeinschnitt, fehlende soziale Kontakte und die Schwierigkeit, dass sich die Arbeit zuhause nicht unter Effizienzgesichtspunkten messen lässt, was zu Unsicherheit und Unzufriedenheit führen kann.

Während Vatersein dann heißen kann, die finanzielle Verantwortung voll zu übernehmen, was auch nicht einfach ist. Insofern sind die Lastenverteilung und die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie wichtige Gesprächsthemen für ein Paar. Lösungen müssen individuell getroffen werden, auch wenn Beispiele von anderen wichtige Impulse bringen können.

Elternbriefe „du + wir“

Eine kompetente Begleitung für junge Eltern bieten die Elternbriefe „du + wir„, die kostenlos bezogen werden können.

Beziehung am Ende?

Paare kommen nicht selten in die Situation, wo der Gedanke an eine Trennung auftaucht. Das kann ein Merkmal für die unvermeidlichen Durststrecken sein, die durchgestanden werden müssen, aber sie können sich auch als der Anfang vom Ende der Beziehung entpuppen. Eine Eheberatung, nicht erst, wenn die Trennung beschlossene Sache ist, kann Klärung bringen, aber auch unüberwindlich scheinende Schwierigkeiten lösen helfen und Paare sogar gestärkt aus dieser Krise führen.

Freilich kommt es auch vor, dass trotz allen Bemühens beider Partner ein gemeinsames Leben nicht mehr möglich, die Trennung unausweichlich scheint. Auch hier ist eine Beratung sinnvoll und kann helfen, dass die Partner nicht im Streit, sondern verantwortungsvoll auseinander gehen, zumal wenn sie Kinder haben. Eine katholisch geschlossene Ehe ist zwar unauflöslich, kennt aber durchaus die so genannte „Trennung von Tisch und Bett“. Falls Zweifel bestehen, ob die Ehe im kirchenrechtlichen Sinne wirklich Gültigkeit hatte, kann über das Offizialat ein kirchliches Ehenichtigkeitsverfahren angestrengt werden.

Auch getrennt Lebende und Alleinerziehende finden Angebote für sich und ihre Lebenssituation: in manchen Einrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung gibt es Treffpunkte für Alleinerziehende, bei denen man Rat und Hilfe erhalten oder sich einfach nur mit Menschen in ähnlicher Situation treffen kann. Auch Wochenenden für Alleinerziehende und ihre Kinder werden angeboten.

Eine Übersicht über die Familien- und Lebensberatungsstellen unserer Diözese finden Sie hier. Informationen über die Ehegültigkeit und eventuelle Annullierungsverfahren finden Sie beim Offizialat der Diözese. Angebote und Informationen für Alleinerziehende finden Sie hier.

Wieder als Paar allein

Jahre und Jahrzehnte hat sich der Alltag eines Paares stark auf die Kinder konzentriert, dann werden diese flügge und gehen aus dem Haus. Das ist eine große Veränderung für das Zusammenleben als Paar: Die Partner sind nun plötzlich auf sich und ihre Beziehung zurückgeworfen. Was ist jetzt wichtig in meinem und unserem Leben? Wie schaue/n ich/wir zurück, auf das was war?

Es ist vielleicht die Zeit, um Bilanz zu ziehen, aber es winkt auch die Chance all das zu tun, was bisher aufgeschoben wurde – gemeinsame Unternehmungen, gemeinsames Engagement oder individuelle Ehrenamtlichkeit. Wenn es als Paar gelingt, miteinander im Gespräch zu sein, Wünsche zu formulieren und gegenseitig wahrzunehmen, vielleicht auch die Verschiedenheit zu respektieren, dann können neue Gemeinsamkeiten bewusst angegangen werden und die Chancen dieser Lebensphase genutzt werden. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung können das einige, vielleicht sogar viele spannende Jahre sein.

Anregungen fürs gemeinsame Gespräch erhalten Sie durch das Gesprächstraining KEK.

Schicksalsschläge

Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit ... treten plötzlich und unvermittelt in unser Leben. Wir sind nicht vorbereitet auf diese Situationen, in denen nichts mehr wie früher ist, das eigene Leben völlig umgekrempelt scheint und die Zukunft im Dunkeln liegt. Das sind Lebenssituationen, die den Einzelnen überfordern und an denen man zu zerbrechen droht, aus denen aber auch Fähigkeiten erwachsen können, die man nie für möglich gehalten hätte. Vielen Menschen ist ihr Glaube und das Gebet Hilfe, Schritt für Schritt weiter zu gehen und dabei ihren Weg bis hin zum Ende zu finden.

Ein Schicksalsschlag trifft nicht nur den Einzelnen, die ganze Familie ist mit betroffen. Wie gut, wenn man sich dann als Paar gegenseitig unterstützen kann. Aber es kommt auch vor, dass die einzelnen Partner sehr gegenteilig reagieren, völlig verschieden mit der Krise umgehen und sich selber und den Partner nicht mehr verstehen. Dies birgt die Gefahr, immer mehr in gegenseitige Verständnislosigkeit abzudriften. An einem solchen Punkt ist die Hilfe Dritter dringend notwendig, je eher desto besser!

Einzelpersonen und Paare können sich beraten lassen. Die Adressen der Psychologischen Familien- und Lebensberatungsstellen finden Sie hier.

Trotz aller Bemühungen bleibt das Ergebnis offen; es gibt kein Rezept für das Gelingen einer Partnerschaft, auch wenn manche Zutaten bekannt sind. Denn neben allen Regeln und allen Anstrengungen ist Glück vonnöten beziehungsweise – glaubend gesagt – Segen. Um den kann man bitten, im Vertrauen auf ihn voran gehen – doch letztlich wird er immer ein Geschenk bleiben!